"...wo es um das Wesentliche geht"
Jahr
2011

Projektart
Buchbeitrag

Veröffentlichung in
Bernhard Steger (Hrsg.): Themen der Architektur: z.B. Ottokar Uhl, Löcker Verlag, Wien
Auszüge aus unserem Beitrag zur Festschrift zum 80. Geburtstag des Architekten Ottokar Uhl:
„Pädagoge in Fragen der Gestaltung zu sein, war ein zentraler Bestandteil des Selbstverständnisses Ottokar Uhls als Architekt. Er war dies für die späteren Bewohner vieler seiner Bauten, aber auch für gut 20 Jahrgänge von Studenten an der Fakultät für Architektur der Universität Karlsruhe. Seine Herangehensweise habe 20 Jahre zuvor mehr Zuspruch gefunden, schrieb Uhl 1989, dennoch sei es ihm „ein Anliegen, an dieser Lehrkonzeption weiter zu arbeiten“, darauf zu „beharren“. Weitere 20 Jahre später ist von dieser Konzeption kaum etwas geblieben, wie ein Blick in die aktuellen Programme der Karlsruher Architekturlehrstühle zeigt.
(…)
Architekten planen also als Experten für Laien, die Gestaltetes konsumieren statt an seiner Produktion beteiligt zu sein. An der Universität, an der (fast) immer Entwurfsaufgaben bearbeitet werden, deren Ort zwar von Studenten real untersucht, zu deren Nutzern aber kein Kontakt aufgebaut werden kann, gilt dies natürlich umso mehr. Welche Auswirkungen hat das auf das Menschenbild werdender Architekten?
(…)
Sicherlich ist das gut gemeinte Konzept der Partizipation oftmals gescheitert, (…) der eigentliche Kern aber, Nutzer nicht als reine Konsumenten zu begreifen, sondern ihr Bedürfnis nach eigenständiger kreativer Aktion ernst zu nehmen und Kultur nicht nur als „Tätigkeit einer Anzahl mehr oder weniger kunstbeflissener Architekten“ zu begreifen, ist noch immer von großer Aktualität. So wird beispielsweise im Produktdesign der Begriff des „Prosumenten“ populärer, der einen Konsumenten bezeichnet, welcher durch die bereits angedeuteten Möglichkeiten von computergestützter Planung und Web 2.0 seine eigene Kreativität in die Produktion von Gütern einbringen kann. Die „Mass Customization“ bietet heute die Möglichkeit, zwei zentrale Elemente des Schaffens Ottokar Uhls zu vereinen: die Mitbestimmung der Nutzer und die serielle, industrielle Produktion.
(…)
Angesichts der Tatsache, dass an der Universität Menschen auf die Zukunft vorbereitet werden sollen, verwundert es, wie wenig solche gesellschaftlichen Trends Teil der Architekturlehre sind. Ein Blick zurück könnte hier durchaus Grundlage sein für manchen Schritt nach vorn.“
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